QS 2026 – Die kommenden Änderungen und was sie für die Praxis bedeuten

Das QS-System (Qualität und Sicherheit) zählt zu den bedeutendsten Standards in der deutschen Agrar- und Lebensmittelwirtschaft. Es verbindet alle Stufen der Wertschöpfungskette – von der Urproduktion über Futtermittelunternehmen bis hin zu Transport, Verarbeitung und Lebensmitteleinzelhandel. Das Ziel: verlässliche Qualität, geprüfte Sicherheitsstandards und transparente Prozesse.

Die jährlich stattfindenden Revisionen der QS-Leitfäden sind ein fester Bestandteil des Systems. Sie sorgen dafür, dass sich der Standard kontinuierlich weiterentwickelt und an neue Herausforderungen anpasst. Die Revision 2026 ist dabei besonders relevant: Sie bringt konkrete, bereits angekündigte Änderungen in mehreren Bereichen, allen voran in der Biosicherheit. Ab dem 1. Januar 2026 gelten die neuen Leitfäden verbindlich – ab dem 1. Juli 2026 werden die neuen Anforderungen auch auditiert.

Dieser Fachartikel zeigt, welche Neuerungen feststehen, warum sie eingeführt werden und was dies für Betriebe entlang der gesamten Lieferkette bedeutet.

1. Warum das Jahr 2026 für QS eine besondere Bedeutung hat

QS überarbeitet jedes Jahr seine Leitfäden, doch die Revision 2026 hat eine größere Tragweite. Sie gilt als eine der klarsten Weiterentwicklungen der letzten Jahre. Gründe dafür sind:

  • höhere Anforderungen zur Vermeidung von Tierkrankheiten,

  • Auswirkungen globaler Tierseuchen auf die Lieferketten,

  • gestiegene Erwartungen an Hygiene, Tierwohl und Transparenz,

  • konkrete Vorabkommunikation durch QS, die Unternehmen frühzeitig Einblicke gibt,

  • verbindliche Einführung neuer Elemente der Biosicherheit.

Diese Mischung aus gesundheitspolitischen, wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Faktoren führt dazu, dass 2026 eines der wichtigsten Anpassungsjahre im QS-System wird.

2. Schwerpunkt der Revision: Biosicherheit

Der zentrale Baustein der kommenden QS-Änderungen ist die umfassende Stärkung der Biosicherheit. Darunter versteht QS alle Maßnahmen, die verhindern sollen, dass Krankheitserreger in Tierbestände eingeschleppt oder zwischen Betrieben weitergetragen werden.

Aktuelle Tierseuchen wie die Afrikanische Schweinepest oder die Geflügelpest haben die Bedeutung robuster und präventiver Biosicherheitskonzepte noch verstärkt. Die neuen Anforderungen sollen sicherstellen, dass Tierhaltungsbetriebe und deren Partner künftig noch besser vorbereitet sind.

Was ändert sich ab 2026?

• Stärker strukturierte Schwarz-Weiß-Trennung

QS konkretisiert Mindeststandards für Hygieneschleusen, Umkleidebereiche und räumliche Trennungen. Ziel ist, dass Betriebsfremde und Mitarbeitende keine Krankheitserreger in Stallbereiche tragen.

• Erweiterte Besucher- und Dienstleisterkontrolle

Besucherregister, Tiertransportfahrer und externe Dienstleister müssen künftig genauer dokumentiert und nachvollziehbar erfasst werden. Der Fokus liegt auf einheitlichen Abläufen und klaren Verantwortlichkeiten.

• Reinigung und Desinfektion mit höheren Ansprüchen

Während Reinigung und Desinfektion schon heute verpflichtend sind, werden künftig Vorgaben zu Methoden, Frequenzen und Wartezeiten nach der Stallhygiene verschärft. Auch Ruhezeiten zwischen Stallbelegungen werden klarer definiert.

• Schädlingsmonitoring im Stallbereich

Das Monitoring muss regelmäßig ausgewertet und dokumentiert werden, inklusive der Positionen und Maßnahmen. Der Fokus verschiebt sich stärker auf Prävention statt Reaktion.

• Tiergesundheitsdaten als geregelter Bestandteil der Dokumentation

Tiergesundheitsparameter sollen künftig systematischer erfasst und genutzt werden, um Trends frühzeitig zu erkennen.

Zeitliche Umsetzung

  • 1. Januar 2026: neue Anforderungen treten in Kraft

  • 1. Juli 2026: neue Inhalte werden auditiert

QS gibt damit bewusst eine sechsmonatige Übergangszeit – gerade für bauliche Maßnahmen oder Prozessanpassungen ein wichtiger Spielraum.

3. Überarbeitete Leitfäden – frühzeitig einsehbar

Ein wesentliches Merkmal der Revision 2026 ist die Transparenz. QS hat überarbeitete Leitfäden vorab zur Kommentierung bereitgestellt. Damit erhalten Betriebe mehr Einblick als in früheren Jahren und können sich rechtzeitig auf Anpassungen vorbereiten.

Betroffene Bereiche sind unter anderem:

  • Tierhaltung (Schwein, Geflügel, Rind)

  • Tiertransport

  • Landwirtschaftliche Erzeugung allgemein

  • Obst und Gemüse

  • Futtermittelhersteller und Futtermittelhandel

Diese frühzeitige Kommunikation lässt erkennen, dass QS die Harmonisierung zwischen gesetzlichen Vorgaben, neuen Herausforderungen und praktischen Betriebsabläufen strategisch vorantreibt.

4. Warum QS diese Änderungen einführt

Die Revision hat mehrere klare Ziele:

Stärkung der Tiergesundheit

Tierseuchen gefährden nicht nur Tierbestände, sondern die wirtschaftliche Stabilität ganzer Regionen. Die neue Ausrichtung reduziert das Risiko einer Einschleppung erheblich.

Höhere Transparenz und Kontrolle

Durch strengere Dokumentationsanforderungen sollen Prozesse besser nachvollziehbar werden – ein wichtiger Faktor für Audits, Rückverfolgbarkeit und Behördenkommunikation.

Umsetzung neuer gesetzlicher und gesellschaftlicher Anforderungen

Rechtsentwicklungen auf EU-Ebene und zunehmende Erwartungen an Tierwohl und Nachhaltigkeit fließen in die Revision ein.

Reduzierung typischer Audit-Abweichungen

QS wertet jährlich Auditergebnisse aus. Viele der neuen Anforderungen adressieren Bereiche, in denen in der Vergangenheit häufig Abweichungen festgestellt wurden.

Was die Änderungen für Unternehmen konkret bedeuten

Die Revision 2026 wird betriebliche Abläufe in vielen Unternehmen spürbar beeinflussen. Entscheidend sind insbesondere:

  • Anpassung der betrieblichen Strukturen

Von baulichen Veränderungen bis hin zu erweiterten Hygienekonzepten müssen viele Betriebe investieren.

  • Aufbau oder Erweiterung von Dokumentationssystemen

Für die Einhaltung der Anforderungen ist eine strukturierte Dokumentation unerlässlich. Digitale Systeme werden zunehmend relevant.

  • Schulungsbedarf im Personalbereich

Mitarbeitende müssen mit den neuen Anforderungen vertraut gemacht werden. Besucherlenkung, Umgang mit Hygieneschleusen und Kommunikationsstrukturen werden häufiger Bestandteil von Schulungen.

  • Engere Zusammenarbeit mit Tierärzten und Dienstleistern

Die Anforderungen an Tiergesundheitsdaten und Biosicherheit betreffen auch externe Partner. Diese müssen in die Prozesse eingebunden werden.

  • Auditvorbereitung ab Sommer 2026

Viele Betriebe sollten die Zeit bis Juli 2026 nutzen, um bewusst „probeweise“ interne Audits oder Checklistenläufe durchzuführen.

Wie sich Unternehmen optimal vorbereiten können

Eine systematische Vorbereitung ist entscheidend, um die Revision 2026 erfolgreich umzusetzen. Bewährt haben sich folgende Schritte:

Durchführung einer Gap-Analyse

Welche Anforderungen sind neu?
Welche Bereiche des eigenen Betriebs sind betroffen?
Wo besteht Handlungsbedarf?

Erstellung eines Umsetzungs- und Investitionsplans

Von organisatorischen Anpassungen bis hin zu baulichen Maßnahmen sollten Aufgaben priorisiert und terminiert werden.

Optimierung der Dokumentation

Checklisten, Besucherregister, Tiergesundheitsunterlagen und Reinigungsnachweise müssen klar strukturiert und jederzeit auditfest sein.

Schulung und Sensibilisierung der Mitarbeitenden

Die beste Maßnahme ist wertlos, wenn sie nicht gelebt wird. Schulung und klare Kommunikation sind deshalb unverzichtbar.

Wie sich das QS-System weiterentwickeln dürfte

QS wird auch in den kommenden Jahren am Kurs der Modernisierung festhalten. Themen wie Digitalisierung, nachhaltige Erzeugung, verbessertes Tierwohl oder erweiterte Rückverfolgbarkeit werden das System weiter prägen.

Die Revision 2026 ist dabei ein wichtiger Meilenstein: Sie stärkt die Biosicherheit, erhöht die Transparenz und bringt das System auf den aktuellen Stand der regulatorischen und gesellschaftlichen Erwartungen.

Die kommenden Änderungen im QS-System bis 2026 sind klar definiert und betreffen vor allem die Bereiche Tierhaltung, Hygienemanagement, Dokumentation und Biosicherheit. Betriebe aller Stufen sollten die Übergangszeit nutzen, um Strukturen anzupassen, Mitarbeitende zu schulen und die Dokumentation auf einen sicheren Stand zu bringen.

Wer die neuen Standards frühzeitig implementiert, verbessert nicht nur seine Auditfähigkeit, sondern stärkt auch Tiergesundheit, Prozesssicherheit und das Vertrauen entlang der gesamten Lebensmittelkette.